Verbrechen der Anderen, Ins rechte Licht gerückt, Frauen und True Crime

1. Die Verbrechen der Anderen
(journalist.de, Sonja Peteranderl)
Sonja Peteranderl schreibt, dass Medien oft voreingenommen über Kriminalität berichten, Polizeimeldungen ungeprüft übernehmen und Tätergruppen ungleich darstellen. Insbesondere Menschen mit Migrationsgeschichte würden dabei häufiger stigmatisiert. Am Beispiel der tödlichen Polizeischüsse auf Lorenz A. in Oldenburg zeige sich, wie rassistische Narrative durch unkritischen Journalismus verstärkt werden können.
Weiterer Lesetipp: “Dieser journalist-Leitfaden zeigt Ansätze auf, wie Medien ihre Berichterstattung verbessern können”: Ein Leitfaden zur Polizei- und Kriminalitätsberichterstattung (journalist.de, Sonja Peteranderl).

2. Ins rechte Licht gerückt
(taz.de, Timo Büchner)
Unter dem Deckmantel von Kunst und Kultur inszeniere das selbsternannte “Filmkunstkollektiv” die Identitäre Bewegung und rechtsextreme Akteure wie Björn Höcke. Trotz behaupteter Unabhängigkeit bestünden enge personelle und organisatorische Verflechtungen mit dem rechten Spektrum. Die mediale Selbstdarstellung diene dabei nicht nur der Idealisierung, sondern auch der politischen Vernetzung und der Finanzierung durch das extrem rechte Milieu.

3. Käufliche Berichte im Privat-TV: Wo Werbung nicht gekennzeichnet wird
(kobuk.at, Michael Suntinger)
Wie Michael Suntinger bei “Kobuk” berichtet, senden einige österreichische Privatsender wie KurierTV, KroneTV und Oe24TV regelmäßig bezahlte Beiträge, ohne diese, wie eigentlich vorgeschrieben, klar als Werbung zu kennzeichnen. “Kobuk” habe diesbezüglich bei den Sendern nachgefragt. Von echtem Problembewusstsein sei dort jedoch wenig zu spüren, so Suntinger: “Die (ausbleibenden) Rückmeldungen zeigen, dass Transparenz offenbar keinen großen Stellenwert bei den Betroffenen zu haben scheint. Solange sich das nicht ändert, werden wir nie wirklich wissen, ob wir in Österreichs privaten Spartensendern gerade Werbung oder unabhängigen Journalismus sehen.”

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4. Das Töten von Journalist*innen muss aufhören
(freischreiber.de)
Der Berufsverband Freischreiber, der freie Journalistinnen und Journalisten vertritt, schließt sich den Forderungen von Associated Press, Agence France-Presse, BBC News und Reuters bezüglich der Situation von Medienschaffenden in Gaza an. Elisa Kautzky, Vorstandsmitglied bei Freischreiber, sagt: “Was in Gaza geschieht, betrifft uns alle. Wenn die Pressefreiheit leidet und das ohne Konsequenzen bleibt, hat das auch Auswirkungen auf Freie. Noch nie wurden zu Beginn eines Krieges so viele Journalist*innen getötet wie in diesem. Viele von ihnen waren freie, lokale Reporter*innen.”

5. Konsumfragen, ungelöst – Frauen und True Crime
(54books.de, Sandra Beck)
Sandra Beck analysiert, warum sich besonders viele Frauen für True-Crime-Formate begeistern. Sie stellt infrage, dass diese Faszination als Schutzmechanismus, Eskapismus oder Ausdruck gesellschaftlicher Ohnmacht zu verstehen ist. Studien und Stimmen aus der Popkultur würden laut Beck darauf hindeuten, dass True Crime oft nicht als gezielte Selbstverteidigungsschulung, sondern als Hintergrundrauschen im Alltag konsumiert wird. Sie fordert deshalb, nicht den Medienkonsum von Frauen zu problematisieren, sondern die realen Gewaltverhältnisse.

6. Trump fordert schnelle Aussage von Murdoch im Epstein-Verleumdungsprozess
(spiegel.de)
Laut US-Medien fordert Präsident Donald Trump im Epstein-Verleumdungsprozess eine zügige Aussage von Medienmogul Rupert Murdoch. Zu dessen Medienimperium gehört das “Wall Street Journal”, gegen das sich Trumps Klage richtet. Der 94-jährige Murdoch könnte womöglich zu krank oder bereits verstorben sein, bevor es zur Verhandlung kommt. Pikant dabei: Murdochs Imperium, allen voran Fox News, stand Trump lange nahe und trug maßgeblich zu dessen politischem Aufstieg bei.

Das Spahn-Netzwerk, Sprecher droht Journalisten, AfD-Normalisierung

1. Spahn, Gotthardt und Reichelt – Wer profitiert von wem?
(belltower.news, Kira Ayyadi)
“Correctiv” lege in einer Recherche nahe, der IT-Millionär Frank Gotthardt könnte während Jens Spahns Amtszeit als Gesundheitsminister wirtschaftlich profitiert und dieses Vermögen später in den Aufbau der rechtspopulistischen Plattform “Nius” investiert haben. Die unter der Leitung von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt stehende Plattform habe eine “rassistische, gender- und elitenfeindliche Ausrichtung”. Kritiker würden hinter dem Zusammenspiel von Spahn, Gotthardt und Reichelt ein strategisches Netzwerk vermuten, das den Aufbau eines neuen konservativen Machtzentrums zum Ziel habe.

2. Sprecher droht Journalisten: “Wäre mir eine Riesenfreude”
(t-online.de, Jonas Mueller-Töwe)
Nach einem Hintergrundgespräch im Bundesgesundheitsministerium habe Pressesprecher Hanno Kautz laut Medienberichten eine E-Mail verschickt, in der er Journalisten mit Konsequenzen gedroht haben soll, weil angeblich vertrauliche Informationen weitergegeben worden seien. Besonders brisant sei, dass Kautz eine Art Kopfgeld in Form von Exklusiv-Informationen ausgesetzt habe. Die Mail habe unter den Journalistinnen und Journalisten für Empörung gesorgt und Fragen zum Umgang des Ministeriums mit der Presse aufgeworfen.

3. Das Dilemma der Normalisierung verstehen
(journal-nrw.de, Corinna Blümel)
In einem Interview mit dem Mitgliedermagazin des Deutschen Journalisten-Verbands NRW spricht der Politikwissenschaftler Cord Schmelzle über die Rolle von Medien beim Erstarken der AfD. Er erklärt, dass journalistische Berichterstattung zur Normalisierung radikal rechter Positionen beitragen könne, und fordert einen “normalisierungsbewussten Journalismus”. Dieser müsse klar benennen, wo AfD-Positionen demokratische Normen verletzen. Zusätzlich betont Schmelzle, dass Redaktionen durch ihre Themenwahl und ihre krisenfokussierte Berichterstattung ungewollt zur Mobilisierung von Protestwählern beitragen können.

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4. Warum die Ver­öf­f­ent­li­chung von intimen Bil­dern viel zu günstig ist
(lto.de, Christoph Jarno Burghoff)
In einem Gastbeitrag für “Legal Tribune Online” kritisiert der Jurist Christoph Jarno Burghoff, dass Geldentschädigungen für die Veröffentlichung privater und intimer Urlaubsfotos von Prominenten zu niedrig seien. Sie hätten keinen abschreckenden Effekt auf Boulevardmedien. Burghoff fordert, dass Gerichte deutlich höhere Summen zusprechen, um Persönlichkeitsrechte wirksam zu schützen. Nur so könne der kommerzialisierte Voyeurismus in der Medienlandschaft eingedämmt werden.

5. Newsletter Netzwerk Recherche 247
(netzwerkrecherche.org, Stefanie Dodt & Franziska Senkel)
Wie immer eine Empfehlung wert, nicht nur für investigativ arbeitende Journalistinnen und Journalisten: der Newsletter des Netzwerk Recherche (NR). Die aktuelle Ausgabe beginnt mit einigen Worten von Stefanie Dodt, die einen neuen NR-Arbeitsschwerpunkt vorstellt: ein Förderprogramm und Recherche-Support speziell für Lokaljournalistinnen und -journalisten. Darüber hinaus gibt es einen Überblick über medienrelevante Nachrichten, Veranstaltungen, Preise und Stipendien.

6. Wir war’n doch schon mal weiter …
(setup-punchline.de, Bernhard Hiergeist)
In seiner Kolumne kritisiert Bernhard Hiergeist, dass viele Menschen in Deutschland Comedy weiterhin für unantastbar halten und Kritik daran reflexhaft abwehren. Anhand des Beispiels von Dave Chappelle zeigt er auf, wie transfeindliche Witze wiederholt, als Kunstfreiheit verteidigt werden und damit zur Ausgrenzung beitragen. Hiergeist fordert, Comedy weiterzuentwickeln und nicht in rückständigen Mustern zu verharren. Er sieht Comedykritik als wichtigen Teil eines offenen Diskurses darüber, was Humor leisten sollte und was eben nicht.

KW 30/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Überholtes Theater oder journalistische Chance?
(deutschlandfunk.de, Sascha Wandhöfer, Audio: 38:53 Minuten)
In dieser Folge des Deutschlandfunk-Podcasts “Nach Redaktionsschluss” geht es um die Frage, ob die sogenannten Sommerinterviews bei ARD und ZDF noch zeitgemäß sind. Konkreter Anlass ist das jüngst ausgestrahlte Gespräch mit Alice Weidel, der Partei- und Fraktionsvorsitzenden der AfD. Darüber diskutiert Moderator Sascha Wandhöfer mit Diana Zimmermann, Leiterin des ZDF-Hauptstadtstudios, und Marlis Prinzing von der Macromedia-Hochschule in Köln.

2. AfD und Medien: SPIEGEL-Chefredakteur zum Umgang mit der Gefahr von rechts
(youtube.com, Maximilian Sepp, Video: 24:43 Minuten)
In diesem “Spiegel”-“Shortcut” spricht Maximilian Sepp mit Chefredakteur Dirk Kurbjuweit über den Umgang von Medien, insbesondere des “Spiegel”, mit der AfD. Auch hier ist der Anlass das umstrittene ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel, in dem diese Falschaussagen tätigen konnte, ohne direkt korrigiert zu werden. Kurbjuweit erläutert, warum der “Spiegel” keine autorisierten Interviews mit der AfD mehr führt, spricht über die redaktionsinternen Diskussionen zum Umgang mit der Partei und über seine eigene Haltung zu einem möglichen AfD-Verbotsverfahren.

3. Warum Trumps Angriffe auf US-Medien eine neue Dimension erreichen
(br.de, Linus Lüring, Audio: 27:12 Minuten)
Bei “BR24 Medien” spricht Linus Lüring mit der “Mother-Jones”-Herausgeberin Monika Bäuerlein und dem US-Medienwissenschaftler Jeff Jarvis über die zunehmenden Gefahren für unabhängige Medien in den USA. Auslöser für die Sendung sind die Absetzung der “Late Show” mit Stephen Colbert, Donald Trumps Milliardenklage gegen das “Wall Street Journal” sowie die Streichung von Fördermitteln für öffentlich-rechtliche US-Sender.
Weiterer Hörtipp: Wie politisch motiviert ist Stephen Colberts Late-Night-Aus – und endet damit eine Ära?: “Im Übermedien-Podcast spricht Holger Klein mit dem TV-Produzenten Friedrich Küppersbusch über die Gründe für Stephen Colberts Absetzung, Donald Trumps Einfluss und das Format Late-Night-Show in den USA und in Deutschland.” (uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 20:01 Minuten)


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4. Wenn “Melden” nichts mehr bringt
(youtube.com, Haken dran, Gavin Karlmeier, Video: 43:14 Minuten)
In der aktuellen Folge des Podcasts “Haken dran” unterhält sich Gavin Karlmeier mit dem Juristen Chan-jo Jun über die mangelhafte Umsetzung von Beschwerdeverfahren bei TikTok und anderen Social-Media-Plattformen, insbesondere im Hinblick auf den Digital Services Act. Die beiden besprechen konkrete Fälle wie die Klage des Journalisten Amin Wolf gegen X/Twitter und erläutern die Hürden für Betroffene, ihre Rechte in Europa durchzusetzen.

5. RiffReporter-Podcast: Warum braucht es immer noch Ernährungsempfehlungen, Marianne Falck?
(riffreporter.de, Marcus Anhäuser, Audio: 31:25 Minuten)
Im “RiffReporter”-Podcast spricht Wissenschaftsjournalist Marcus Anhäuser mit der Journalistin und Autorin Marianne Falck über Ernährungstipps in Medien. Sie denken darüber nach, weshalb sich Essgewohnheiten nur schwer ändern lassen, und warum Ernährungsjournalismus dennoch wichtig bleibt.

6. Das Real-Live hat eine viel coolere Graphik als das beste Computerspiel!
(youtube.com, Martina Straten, Video: 37:09 Minuten)
Im “Familien-Gesundheits-Podcast” der Krankenkasse IKK Südwest hat Moderatorin Martina Straten Holger Feindel, Chefarzt einer psychiatrischen Klinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie, zu Gast. Thema der Folge sind das Suchtpotenzial digitaler Medien und die Frage, welche Schritte sinnvoll sind, wenn der Konsum überhandnimmt.

Bühne für Hetze, Rechtsradikalismus verniedlicht, Geklaute Inhalte

1. NIUS: Eine Bühne für rechte Hetze
(verdi.de, Günter Herkel)
Günter Herkel beschreibt in seinem Artikel, wie das rechte Online-Portal “Nius” unter Leitung von Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt systematisch Kampagnen, Desinformation und rechte Narrative verbreite. Finanziert von Unternehmer Frank Gotthardt, nutze “Nius” seine Reichweite für Diffamierungen und kooperiere dabei eng mit politisch nahestehenden Plattformen wie dem österreichischem “eXXpress”.

2. Nach dem Vicky-Leandros-Konzert: SPIEGEL verniedlicht Thurn und Taxis’ Rechtsradikalismus
(nollendorfblog.de, Johannes Kram)
In seinem Beitrag kritisiert Johannes Kram, dass der “Spiegel” die aus seiner Sicht rechtsradikalen Positionen von Gloria von Thurn und Taxis verharmlose und sie lediglich als “konservativ” oder “rechtsnah” darstelle. Kram verweist auf Thurn und Taxis’ Aussagen zu Homosexualität, Migration, Klima und ihre engen Verbindungen zu international bekannten rechtsradikalen Akteuren. Er fordert von Redaktionen eine klarere und ehrliche Benennung solcher Ansichten und warnt davor, rechtsradikale Ideologie unter dem Deckmantel von Exzentrik oder Konservatismus zu verniedlichen.

3. Die Coldplay-“Kiss Cam” hält auch österreichischen Medien den Spiegel vor
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi analysiert am Beispiel des Skandals rund um eine “Kiss Cam” bei einem Konzert der Band Coldplay, wie klassische Medien in Österreich ungeprüft Inhalte und Spekulationen aus Sozialen Netzwerken übernehmen und damit Persönlichkeitsrechte verletzen. Selbst intime Details von zuvor unbekannten Personen würden publik gemacht, oft auf Basis zweifelhafter Quellen oder unbestätigter Behauptungen. Gutschi fordert in diesem Zusammenhang mehr mediale Selbstreflexion.

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4. Von den Schlechtesten lernen
(taz.de, Marc Tawadrous)
Der Influencer “Marcant” nutze Soziale Medien, um Jugendliche aus rechtsextremen Kreisen herauszuholen. Dabei orientiere er sich bewusst an der technischen Vorgehensweise rechter Influencer, um auf Augenhöhe dagegenhalten und demokratische Werte vermitteln zu können. Mit seiner Community und der gezielten Weiterverbreitung seiner Inhalte erreiche “Marcant” Millionen Leute und zeige, wie Aufklärung im Internet funktionieren kann.

5. Das Geschäft mit geklauten Social-Media-Inhalten
(dwdl.de, Simon Pycha)
Simon Pycha beschreibt, wie auf Plattformen wie TikTok und Instagram systematisch Inhalte großer Medienmarken kopiert und unter falschem Namen verbreitet werden. Die Fälscher würden Logos entfernen oder visuelle Effekte verwenden, um die automatische Urheberrechtserkennung zu umgehen. Pycha fordert Medienunternehmen auf, ihre Inhalte besser zu kennzeichnen und aktiv gegen die Fakes vorzugehen.

6. Meta muss mir 250 Euro zahlen – dir auch?
(netzpolitik.org, Martin Schwarzbeck)
Martin Schwarzbeck berichtet, dass Millionen Menschen in Deutschland Anspruch auf Schadensersatz vom Social-Media-Konzern Meta hätten, weil ihre Daten durch ein Facebook-Leck öffentlich geworden seien. Er erzählt über seinen eigenen Fall, in dem ihm das Landgericht Berlin 250  Euro zugesprochen habe. Zudem erklärt Schwarzbeck, wie man sich kostenlos einer Sammelklage anschließen kann, bei der der Verbraucherzentrale Bundesverband bis zu 600  Euro pro Person erstreiten möchte.

KI reduziert Klicks, “El Hotzo” freigesprochen, Streaming-Gipfel

1. Menschen klicken halb so oft auf Links, wenn es eine KI-Zusammenfassung gibt
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Eine Studie des Pew Research Center zeige, dass Nutzerinnen und Nutzer nur halb so häufig auf klassische Suchergebnislinks klicken, wenn Google ihnen eine KI-Zusammenfassung anzeigt. Dadurch verlören viele Webseiten, vor allem Nachrichtenangebote, deutlich an Reichweite und Werbeeinnahmen. Weitere Studien würden diesen Trend bestätigen und vor tiefgreifenden Folgen für die bisherige Internetökonomie warnen.

2. Sebastian “El Hotzo” Hotz freigesprochen
(tagesschau.de, Phillip Fuchs & Jörn Seidel)
Der Comedian und Satiriker Sebastian Hotz alias “El Hotzo” wurde vom Amtsgericht Berlin-Tiergarten freigesprochen, nachdem er wegen eines satirischen Twitter-Postings über ein Attentat auf Donald Trump angeklagt worden war. Hotz’ Äußerung sei zwar möglicherweise geschmacklos, aber durch die Kunstfreiheit gedeckt. Sie stelle keine strafbare Billigung einer Straftat dar.

3. Streaming ist keine Einbahnstraße
(taz.de, Derya Türkmen)
Beim sogenannten Streaming-Gipfel im Kanzleramt habe Kulturstaatsminister Wolfram Weimer gefordert, dass internationale Streamingplattformen wie Netflix oder Disney+ stärker in die deutsche Filmproduktion investieren sollen. Während diese Konzerne hohe Einnahmen mit deutschen Nutzerinnen und Nutzern erzielen, stecke die deutsche Filmbranche in einer schweren Krise. Weimer habe sich für verbindliche Investitionsquoten nach französischem Vorbild ausgesprochen, um Arbeitsplätze, Kinostandorte und kulturelle Vielfalt zu sichern.

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4. Streik bei TikTok wird fortgesetzt
(verdi.de, Julia Hoffmann)
TikTok-Beschäftigte in Berlin würden ihren Streik fortsetzen, um gegen geplante Kündigungen in der Contentmoderation zu protestieren. Das Unternehmen wolle in dem Bereich verstärkt auf Künstliche Intelligenz und externe Dienstleister setzen. Die Gewerkschaft Verdi fordere Abfindungen in Höhe von drei Jahresgehältern und eine verlängerte Kündigungsfrist, doch TikTok verweigere bisher Verhandlungen. Der Streik gelte als wichtiges Signal für die gewerkschaftliche Organisierung in der Plattformökonomie.

5. Meta löscht 635.000 Accounts wegen Sexualisierung Jugendlicher
(spiegel.de)
Der Social-Media-Konzern Meta habe laut eigenen Angaben 635.000 Konten gelöscht, die Kinder sexualisiert oder unangemessen mit jugendlichen Nutzerinnen und Nutzern interagiert hätten. Gleichzeitig seien neue Sicherheitsfunktionen eingeführt worden, mit denen Jugendliche verdächtige Konten leichter blockieren und melden können. Die Maßnahmen kämen zu einer Zeit, in der Meta wegen möglicher Schäden an der psychischen Gesundheit junger Nutzerinnen und Nutzer juristisch unter Druck geraten sei.

6. “Wir machen bewusst keine reine Sportübertragung”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Im Interview mit “DWDL” spricht ARD-Kommentator Florian Naß über den aktuellen Erfolg der Tour-de-France-Übertragungen, das wachsende Interesse am Radsport und die bewusste Entscheidung, Sportberichterstattung mit kulturellen Inhalten zu verbinden. Gute Quoten würden nicht allein von deutschen Siegen abhängen, sondern vom Gesamtpaket der Tour, inklusive landschaftlicher Bilder und menschlicher Geschichten.

7. CBS cancelt erfolgreiche Late-Night-Show von Stephen Colbert
(radioeins.de, Lorenz Meyer, Audio: 4:49 Minuten)
Zusätzlicher Link, da in eigener Sache: Bei radioeins kommentiert der “6-vor-9”-Kurator die Causa Colbert: “Was wir gerade erleben, ist ein perfekt konstruiertes Erpressungsszenario. Paramount steht vor einer wichtigen Fusion und kann es sich schlicht nicht leisten, Trump zu verärgern. Also zahlen sie 16 Millionen zum Beilegen einer Klage, die sie vor Gericht wahrscheinlich abgewehrt hätten. Colbert nannte das beim Namen: Bestechung. Und wenige Stunden später war er weg vom Fenster.”

Gedanken aus Kyjiw, Vom Hungertod bedroht, Regierung auf Facebook

1. Kriegssommer 2025 – Gedanken aus Kyjiw
(journalist.de, Vassili Golod)
Vassili Golod berichtet als ARD-Korrespondent aus Kyjiw über die Bedrohung durch den russischen Angriffskrieg und die alltägliche Situation in der Ukraine. In seinem Beitrag für den “journalist” kritisiert er, dass die Propaganda des Kreml in westlichen Medien oft ungefiltert weitergegeben werde. Golod fordert, den Krieg nicht abstrakt abzuhandeln, sondern die betroffenen Menschen und deren Geschichten sichtbar zu machen.

2. “Wir weigern uns, mit anzusehen, wie sie sterben”
(taz.de, Leon Holly)
Wegen der israelischen Blockade und der Zerstörung Gazas sei nicht nur die Zivilbevölkerung vom Hungertod bedroht, sondern auch Journalisten der Agence France-Presse (AFP). Die Gewerkschaft der französischen Nachrichtenagentur habe einen entsprechenden Hilferuf abgesetzt: “Seit der Gründung der AFP im August 1944 haben wir Journalisten in ­Konflikten verloren, wir haben Verletzte und Gefangene in unseren Reihen gehabt, aber niemand von uns erinnert sich, einen Kollegen verhungern haben zu sehen.”

3. Neuer Job für Patricia Schlesinger: Haste mal ‘ne Krise?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Patricia Schlesinger, die frühere, geschasste Intendantin des RBB, arbeite künftig als Beraterin für Krisen- und Führungskommunikation bei einem Berliner Unternehmen. Für “Tagesspiegel”-Redakteur Joachim Huber ist das ein PR-Coup mit Chuzpe. In seiner Glosse schreibt er: “Das ist so verblüffend wie bestechend. Schlesinger hat sich selbst und den RBB mit ihrer außer Maß und Mitte geratenen Intendanz tief in die Krise befördert.”

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4. Bundesregierung darf Facebook-Seiten weiterbetreiben
(spiegel.de)
Das Verwaltungsgericht Köln habe entschieden, dass die Bundesregierung ihre Facebook-Seiten weiterhin betreiben dürfe, obwohl der Bundesdatenschutzbeauftragte dies wegen datenschutzrechtlicher Bedenken untersagt hatte. Das Gericht sehe die Verantwortung für die Verwendung von Cookies allein beim Facebook-Mutterkonzern Meta, nicht bei den Behörden, die Fanpages nutzen. Ob die Datenschutzbehörde gegen das Urteil Rechtsmittel einlegen wird, sei bislang offen.

5. Meta will sich nicht verpflichten
(verdi.de)
Die EU habe einen freiwilligen Verhaltenskodex für Anbieter generativer KI-Modelle veröffentlicht, der Transparenz, Urheberrechtsschutz und Sicherheitsmaßnahmen fördern soll. Der Social-Media-Konzern Meta habe bereits abgelehnt: “Wir haben den Code of Practice der EU sorgfältig geprüft und Meta wird ihn nicht unterzeichnen.”

6. Neue Details über Peter Lustig
(youtube.com, Mats Schönauer, Video: 11:32 Minuten)
Auch wenn es einige Medien immer wieder behaupten: Peter Lustig, der 2016 verstorbene Hauptdarsteller der ZDF-Kinderserie “Löwenzahn”, war kein Kinderhasser. Zu diesem Ergebnis kam Mats Schönauer bereits in seinem nach wie vor lesenswerten Beitrag hier im BILDblog und später bei Youtube. Jetzt sah sich Schönauer gezwungen, das Thema noch einmal aufzugreifen.
Transparenzhinweis: Mats Schönauer ist ehemaliger Leiter des BILDblog und Co-Autor des BILDblog-Buchs “Ohne Rücksicht auf Verluste. Wie BILD mit Angst und Hass die Gesellschaft spaltet”.

Sommerinterview, Tarifeinigung, Trump vs. Murdoch

1. Polizei ermittelt nach Störung des ARD-Sommerinterviews
(dwdl.de, Alexander Krei)
Während des ARD-Sommerinterviews mit AfD-Chefin Alice Weidel kam es zu einer lautstarken Störung durch eine Protestaktion, hinter der offenbar das “Zentrum für politische Schönheit” stand. Die Polizei habe Ermittlungen wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Versammlungsfreiheitsgesetz eingeleitet. Die AfD fordere eine Wiederholung des Interviews unter ungestörten Bedingungen, obwohl Weidel sich vor Ort für eine Fortsetzung entschieden habe.

2. RSF warnt vor politischer Einflussnahme
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die Organisation Reporter ohne Grenzen warnt in einem aktuellen Bericht (PDF) vor zunehmender politischer Einflussnahme auf öffentlich-rechtliche Medien in Europa, besonders in Ländern wie Ungarn, der Slowakei und Italien. Auch wenn der Schutz vor direkter Einflussnahme in Deutschland vergleichsweise hoch sei, gebe es Reformbedarf. Dies gelte insbesondere bei der Besetzung von Führungspositionen und der Wahrung journalistischer Unabhängigkeit.

3. Vom Freund zum Feind: Trumps rigoroser Kampf gegen Murdoch
(rnd.de, Karl Doemens)
US-Korrespondent Karl Doemens ordnet den Kampf zwischen Donald Trump und seinem einstigen Unterstützer und Freund, dem Medienmogul Rupert Murdoch, ein. Nachdem Murdochs “Wall Street Journal” einen “schlüpfrigen Brief an Sexualstraftäter Jeffrey Epstein” veröffentlicht hatte, der von Trump stammen soll, hat dieser die Zeitung und ihren Eigentümer wegen angeblicher Verleumdung auf insgesamt 20 Milliarden US-Dollar Schadensersatz verklagt.
Weiterer Lesetipp: Der Streit wird nun auch auf anderer Ebene ausgetragen: Trump schließt »Wall Street Journal« von Reise nach Schottland aus (spiegel.de).

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4. Tarifeinigung bei Tageszeitungen
(verdi.de)
Nach bundesweiten Streiks haben sich die Gewerkschaft Verdi und der Zeitungsverlegerverband BDZV auf einen neuen Tarifvertrag für Redakteurinnen und Redakteure bei Tageszeitungen geeinigt. Die Absprache sehe Gehaltssteigerungen in drei Stufen bis 2027 vor, mit durchschnittlich 10,5 Prozent mehr Lohn. Für Volontäre und Berufseinsteigerinnen lägen die Zuwächse sogar bei bis zu 16 Prozent. Die Einigung gelte rückwirkend ab Januar 2025.

5. “Wir müssen die Armutsverwaltung abbauen”
(taz.de, Esther Geisslinger)
Im Interview mit der “taz” spricht Jo Tein, Mitgründer des Obdachlosenmagazins “Hempels”, über die Entwicklung des Projekts, die veränderte Obdachlosenszene und die Notwendigkeit, mehr Originalstimmen armutsbetroffener Menschen sichtbar zu machen. Tein fordert ein bedingungsloses Grundeinkommen und kritisiert die Bürokratie beim sozialen Wohnungsbau. Zudem warnt er vor wachsender Politikverdrossenheit und fordert mehr politische Aufmerksamkeit für Menschen in prekären Lebenslagen.

6. Auf die Fresse. Aber mit Fakten
(journalist.de, Jan Freitag)
Im Interview mit dem “journalist” spricht Marie Lina Smyrek über ihren YouTube-Kanal “smypathisch”, in dem sie bewusst journalistische Konventionen breche, um mit konfrontativem Humor und guter Recherche junge Zielgruppen auf Social Media zu erreichen. Smyrek beschreibt, wie sie Unterhaltung und Erkenntnisgewinn verbindet, sich zwischen Journalismus und Comedy verortet und mit den Reaktionen auf ihre Arbeit umgeht.

Mediale Kampagne, Verschwundener Laptop, Druck auf Late Shows

1. Mediale Kampagne gegen Juristin: Wie aus Diffamierung eine Debatte wird
(kobuk.at, Andrea Gutschi)
Andrea Gutschi beschreibt bei “Kobuk”, wie die Juristin Frauke Brosius-Gersdorf nach ihrer Nominierung für das Bundesverfassungsgericht Ziel einer rechten Medienkampagne geworden sei, die auf Verdrehungen und persönlichen Angriffen basiere. Rechte Portale wie “Nius”, “Exxpress” und andere hätten alte Aussagen zu Themen wie AfD-Verbot, Impfpflicht oder den Paragraphen 218 isoliert, verdreht und skandalisiert und damit gezielt für Empörung in Sozialen wie auch etablierten Medien gesorgt. Gutschi kritisiert, dass Redaktionen damit bewusst oder unbewusst zur Verstärkung einer politischen Kampagne beigetragen hätten.

2. Der verschwundene Laptop
(taz.de, Barbara Junge)
In der “taz” kritisiert Chefredakteurin Barbara Junge den Umgang der israelischen Behörden mit der “taz”-Korrespondentin Serena Bilanceri, der man am Flughafen in Tel Aviv den Laptop abgenommen und erst nach neun Tagen beschädigt zurückgegeben habe: “Die taz wurde einst als Gegenstimme zu den Mächtigen gegründet. Gerade in Benjamin Netanjahus Israel braucht es diese Gegenstimmen. Unsere Kollegin will und wird weiterhin kritisch aus Israel berichten, allen Einschüchterungsversuchen zum Trotz.”

3. Müssen weitere Late-Night-Stars zittern?
(tagesschau.de, Giselle Ucar)
Der US-amerikanische Fernsehsender CBS habe angekündigt, Stephen Colberts erfolgreiche “Late Show” im Mai 2026 abzusetzen. Als Grund würden Kritiker politischen Druck im Zusammenhang mit einer geplanten Konzernfusion vermuten. Colbert gelte als einer der schärfsten Kritiker von US-Präsident Donald Trump. Weitere Late-Night-Stars wie Jimmy Kimmel könnten, so Trump selbst, als Nächste betroffen sein.

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4. Trump verklagt »Wall Street Journal« wegen Epstein-Berichts
(spiegel.de)
US-Präsident Donald Trump habe das “Wall Street Journal” und dessen Eigentümer wegen eines Artikels (nur mit Abo lesbar) verklagt, in dem über einen angeblichen Geburtstagsbrief von Trump an Jeffrey Epstein berichtet wurde. Trump sehe darin eine verleumderische Kampagne und fordere zehn Milliarden US-Dollar Schadensersatz. Epstein war ein Investor, der über viele Jahre hinweg systematisch Minderjährige sexuell missbraucht haben soll.

5. Netflix steigert den Umsatz und übertrifft die Erwartungen
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der Streaminganbieter Netflix habe im zweiten Quartal 2025 seinen Umsatz um 16  Prozent auf über elf Milliarden US-Dollar gesteigert und den Gewinn sogar um 47  Prozent erhöhen können. Die Gründe dafür seien höhere Werbeeinnahmen, Preiserhöhungen und wachsende Abozahlen.
Weiterer Lesetipp: Netflix bringt mehr KI auf den Bildschirm: “In Hollywood ist es ein Reizthema, doch das Streamingportal prescht vor: Es setzt auf KI-Technik in Serien und Filmen. Auch an anderer Stelle sollen Netflix-Kunden bald mehr mit KI zu tun bekommen.” (spiegel.de)

6. Elon Musk kündigt Chatbot “Baby Grok” an
(zeit.de)
Elon Musk habe angekündigt, seinen umstrittenen KI-Chatbot “Grok” künftig in einer kinderfreundlichen Version namens “Baby Grok” anzubieten, allerdings ohne Details zur konkreten Umsetzung zu nennen. Zuvor war “Grok” wegen antisemitischer Aussagen in die Kritik geraten.

KW 29/25: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Welche Verantwortung tragen Medien beim Angriff auf Frauke Brosius-Gersdorf?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 28:52 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast unterhält sich Holger Klein mit der Journalistin Ingrid Brodnig über die vorerst geplatzte Wahl einer Bundesverfassungsrichterin. Sie blicken dabei auf die journalistische Begleitung durch die deutschen Medien: “Wie sollten sie mit dem Fall Brosius-Gersdorf umgehen, um sich nicht vor einen Karren spannen zu lassen? Und was können sie künftig tun, um nicht auf rechte Desinformationskampagnen reinzufallen?”
Weiterer Hörtipp: Markus Lanz und Richard David Precht sprechen in ihrem Podcast ebenfalls über das Thema: Wie die Juristin Brosius-Gersdorf zur medialen Zielscheibe wurde (Audio: 54:10 Minuten).

2. Frauenfußball auf allen Kanälen – Wie läuft die Berichterstattung?
(ardaudiothek.de, Katrin Aue & Stefan Eising, Audio: 17:16 Minuten)
Katrin Aue und Stefan Eising sprechen bei “Medien – Cross und Quer” mit Marcus Bölz, Professor für Sportkommunikation, über die Berichterstattung zur aktuell laufenden Fußballeuropameisterschaft der Frauen. Im Mittelpunkt steht die Frage, welches Maß an medialer Aufmerksamkeit angemessen ist. ARD und ZDF übertrügen beispielsweise alle Spiele, andere Medien wie kicker.de seien bei dem Thema hingegen deutlich zurückhaltender.

3. RTL kauft Sky – Was steckt hinter dem Mega-Deal?
(br.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 27:45 Minuten)
Bei “BR24 Medien” diskutiert Jonathan Schulenburg mit Torsten Zarges vom Branchendienst “DWDL” über die möglichen Folgen der geplanten Sky-Übernahme durch RTL: “Was bedeutet dieser Mega-Deal für die Medienlandschaft in Deutschland? Welche Auswirkungen hat er auf die Kunden und Mitarbeiter der Sender? Welche Chancen und Risiken hat dieser Zusammenschluss?”

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4. Hubertus Koch: “Journalismus auf Social Media: Enttäuschung, Ermüdung oder große Chancen?”
(youtube.com, Lisa-Maria Röhling, Video: 1:16:26 Stunden)
Die Universität Bremen hat gemeinsam mit Radio Bremen und dem Bremer Presse-Club zu einem Mediengespräch eingeladen, bei dem Moderatorin Lisa-Maria Röhling und der Kommunikations- und Medienwissenschaftler Christian Schwarzenegger mit dem Journalisten und Filmemacher Hubertus Koch gesprochen haben. Thema ist die Rolle von Social Media im Journalismus und speziell die Frage, ob Soziale Netzwerke heutzutage noch als sinnvolle Informationsquelle dienen können. Koch bringt dabei seine eigenen Erfahrungen und Perspektiven aus seiner Arbeit auf YouTube und auf anderen Social-Media-Kanälen ein.

5. Letzte Ausgabe? Warum 2025 zum Wendepunkt für Print werden könnte
(spotify.com, Christian Jakubetz, Audio: 29:43 Minuten)
Im Podcast “Satzzeichen” spricht Gastgeber Christian Jakubetz mit den Medienwissenschaftlern Christopher Buschow und Markus Kaiser über die Zukunft der gedruckten Tageszeitungen, die 2025 vor einem historischen Wendepunkt stehen könnten. Die drei denken darüber nach, warum Printmedien mit sinkenden Abozahlen und wirtschaftlichem Druck zu kämpfen haben, und fragen, ob Lokalzeitungen künftig stärker als Community-Bildner und weniger als reine Inhaltelieferanten funktionieren sollten.

6. Wenn man in den Deutschaufsatz rhetorische Figuren einbauen soll
(instagram.com, Alex Grantl, Video: 2 Minuten)
Zum Schluss noch etwas Entspannendes: Grantls geniale Galerie gelungener Gedanken-Girlanden, geliefert von Deutschlands dynamischer Dichtkunst-Diva und pointenverliebten Profi-Poetin Hanni Hüsch (ARD).

Nahost-Berichterstattung, Kalkulierte Shitpostings, Proteste bei TikTok

1. Was läuft falsch in der Nah-Ost-Berichterstattung?
(deutschlandfunk.de, Stephan Beuting, Audio: 41:10 Minuten)
Im Deutschlandfunk (DLF) kommen regelmäßig Hörerinnen und Hörer zu Wort. Manchmal liefern sie sogar die Idee für eine ganze Sendung und tauschen sich darin mit Expertinnen und Experten aus. In dieser Folge des Podcasts “Nach Redaktionsschluss” wird der Eindruck eines Hörers aufgegriffen, die Berichterstattung über Gaza sei parteilich, “reflexhaft und polarisiert”. Es diskutieren DLF-Hörer Maximilian Hampel, Meron Mendel von der Bildungsstätte Anne Frank) und Luise Sammann vom Deutschlandfunk.

2. Der Shitposter-in-Chief
(steady.page, Ingrid Brodnig)
Ingrid Brodnig analysiert, wie US-Präsident Donald Trump und das Weiße Haus gezielt provozierende und absurde “Shitpostings” nutzen, um Aufmerksamkeit zu erzeugen und von ernsthaften politischen Themen abzulenken. Diese Strategie bediene gezielt rechtsextreme Internet-Memes und fördere einen Personenkult um Trump. Brodnig sieht darin eine bewusste Diskursverweigerung und Trollstrategie, die ernsthafte Debatten untergrabe.

3. Proteste bei TiKTok in Berlin
(verdi.de)
Vor der TikTok-Zentrale in Berlin haben gestern Beschäftigte aus der Content-Moderation gegen geplante Kündigungen protestiert. Das Social-Media-Unternehmen wolle diese Aufgaben vermehrt an Künstliche Intelligenz sowie externe Dienstleister auslagern. Unterstützt von der Gewerkschaft Verdi fordern die Betroffenen Abfindungen und längere Kündigungsfristen, notfalls auch per Streik.

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4. Österreichs Parteien verteidigen Million für Werbung bei Google und Meta
(derstandard.at, Valentin Kasagranda)
Die österreichischen Parlamentsparteien hätten im ersten Halbjahr 2025 über eine Million Euro für Werbung bei Google und Meta ausgegeben. Der “Standard” hat Parteimanager und Mediensprecher gefragt, “warum sie mit ihren Buchungen internationale Digitalkonzerne mitfinanzieren, die ihren Gewinn nicht in Österreich versteuern und problematischen Einfluss auf den politischen und gesellschaftlichen Diskurs haben”.

5. “Ich habe Jura nicht nur für die Schönen und Reichen studiert”
(uni-potsdam.de, Silke Engel)
Der Medienanwalt Christian Schertz spricht über seinen beruflichen Einsatz für Menschen, deren Persönlichkeitsrechte verletzt wurden, insbesondere für diejenigen, die ungewollt in die Öffentlichkeit geraten sind und unter der medialen Berichterstattung leiden. Dabei kritisiert er, dass im digitalen Zeitalter Plattformen es schwieriger machen, Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Neben seiner anwaltlichen Tätigkeit vermittelt Schertz seine Erfahrungen auch als Honorarprofessor an der Universität Potsdam.

6. “Immer mit Respekt vor dem einzelnen Menschen”
(sueddeutsche.de, Heiner Effern)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe beim Festakt zum 80-jährigen Bestehen der “Süddeutschen Zeitung” eine Rede gehalten, in der er den Wert eines freien, kritischen und gründlichen Journalismus hervorhob. Steinmeier betonte, dass die “SZ” seit ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend zur demokratischen Kultur und politischen Öffentlichkeit beigetragen habe. Er habe aber auch kritisch an frühere Verstrickungen und Defizite bei der Geschlechtergerechtigkeit erinnert.

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BILDblog-Klassiker

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Von Katzen und dummen Menschen

Gestern berichtete “Bild”:

… und okay-okay, im letzten Absatz, ganz am Ende ihrer Berichterstattung hat “Bild” im Vornamen der darin zitierten Tierschützerin “Annelise Krauß” ein “e” vergessen. Aber selbst Anneliese Krauß findet das nicht so schlimm. Allerdings steht ihr Name natürlich nicht nur zum Spaß in “Bild”. Zitiert wird sie dort – und zwar wie folgt:

‘Das ist so schlimm wie grausame Tierversuche’, wettert Annelise Krauß vom Tierschutzverein Dresden.”

Und das sei nun wirklich “Quatsch”, sagt Krauß, wenn man sie fragt. Weil sie nämlich den von “Bild” zitierten Satz weder gewettert noch gesagt habe. Im Gegenteil: “Das wäre ja auch idiotisch,” sagt Krauß, “denn wenn es um tote Tiere geht, dann ist das ja kein Problem des Tierschutzes!” Zusammenfassend sagt uns die Tierschützerin über die Erfindung von Christian Koch (der laut “Bild” ja “aus Katzen Benzin machen” kann):

“Von unserer Seite ist daran nichts auszusetzen.”

Und genau so habe sie das im Übrigen auch zu “Bild” gesagt. (Aber, so Krauß weiter, wenn “der Herr Helfricht”, also einer der Autoren des “Bild”-Artikels, sie anrufe, dann wisse sie schon aus Erfahrung, dass hinterher Sachen in “Bild” stünden, die sie so gar nicht gesagt habe. Das gehe in Dresden schließlich schon über zehn Jahre so, so Krauß. — Und soviel vielleicht nur zum letzten Absatz des obigen Artikels.)

Kommen wir zum Rest, dem Eigentlichen, also darum, dass “Dr. Christian Koch (55) aus Kleinhartmannsdorf (Sachsen)”, wie es in “Bild” heißt, “aus Katzen Benzin machen” könne: Denn dass die “Benzin”-Überschrift Unsinn ist, verrät schließlich schon der dazugehörige “Bild”-Text selbst, weil darin nur von “Bio-Diesel” oder “Diesel” die Rede ist… Tatsächlich aber hat Koch offenbar eine ungewöhnliche und effektive Alternativmethode zur Treibstoffgewinnung entwickelt: die katalytische drucklose Verölung (KDV), über die beispielsweise schon der MDR im Mai 2003, 3sat im Juli 2004, die “Welt” im Januar 2005, die “Pirmasenser Zeitung” im Juli, der RBB vergangene Woche oder auch RTL berichteten. Und all diesen Berichten ist eines gemein: dass sie dem Gegenstand, über den sie (durchaus auch kritisch) berichten, gerecht werden.

“Bild” indes nennt Kochs Erfindung einen “Spezialreaktor” und schreibt Sätze wie diesen:

“Die Katzen-Kraft lässt sich theoretisch exakt berechnen: Aus einem ausgewachsenen 13-Pfund-Kater könnten 2,5 Liter Sprit entstehen, vier Miezen würden für 100 Kilometer reichen, für eine Tankfüllung wären 20 tote Katzen erforderlich.”

Und fragt man einfach mal nach bei dem “Mann, der (Stuben-)Tiger in den Tank packen kann” (“Bild”), antwortet Christian Koch, der “Bild”-Bericht habe “nichts mit der Wahrheit zu tun” und sei “zudem grenzenlos dumm”. Koch weiter:

“Wie kann man mit gekochtem tierischen Material Auto fahren? Wasser würde jeden Motor sofort zum Stillstand bringen. Hier wird an die niedrigsten Instinkte von dummen Menschen appelliert, um eine wertvolle Entwicklung zu verunglimpfen. (…) Mir zu unterstellen, dass ich mit Tierkadavern herumhantiere, ist kriminell. Das ist nicht im geringsten der Inhalt der Entwicklung und kann deshalb nur als gezielte Verleumdung angesehen werden.”

Auf der Website von Kochs Firma heißt es zudem inzwischen:

Mit Dank an Jan S. für die Anregung.
 
Nachtrag, 12:15:
“Bild” hat die Sache mit der “Katzen-Kraft” heute noch einmal aufgegriffen:

Darf man aus Katzen wirklich Benzin machen?

Doch wenn es jetzt etwas vorsichtiger als gestern heißt, dass Christian Koch “theoretisch auch aus Katzen” Bio-Diesel herstellen “könnte”, wenn jetzt nicht Koch, sondern ein Konkurrent die gestern von “Bild” aus der Luft gegriffene Skandalisierung zurechtrücken darf, wenn nun auch die gelassene Position der Tierschützer weniger sinnenstellend als gestern wiedergegeben wird und sich im heutigen “Bild”-Bericht immerhin ein einziger halbwegs sinnvoller Satz (“Die Diskussion ist überflüssig”) wiederfindet, dann macht das alles den Nonsens von gestern weder ungeschehen noch besser — und sei es nur deshalb, weil es “Bild” offenbar immer noch nicht gelingen will, zwischen “Benzin” (Überschrift) und “Diesel” (Text) zu unterscheiden…

Mehr dazu hier und hier.